Dieses prachtvolle Bürgerhaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. ist ein besonders schönes Wahrzeichen für den Wohlstand und die wirtschaftliche Blüte Mödlings in dieser Epoche. Die Fassade wird durch zwei gotische Erker gegliedert, hervorzuheben ist vor allem der stimmungsvolle Hof mit seinen prächtigen Pfeilerarkaden und einem rund gemauerten Brunnen.
Seine kulturhistorische Bedeutung gewinnt das alte Haus dadurch, dass Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) in den Sommermonaten 1818 und 1819 hier beim Hafnermeister Jakob Tuschek wohnte. Beethoven war schon 1799 und wahrscheinlich 1810 in Mödling gewesen und hatte die pittoreske Umgebung als erholsame Sommerfrische schätzen gelernt. Im Sommer 1818 weilte Beethoven mit seinem Neffen Karl in Mödling. Während dieses Aufenthaltes arbeitete er an der "Hammerklaviersonate“. Als für die Musikwelt besonders produktiv darf der Sommeraufenthalt des Komponisten im Jahr 1819 bezeichnet werden: Beethoven traf am 12. Mai 1819 in Mödling ein und bezog die Räumlichkeiten im ersten Stock des rechten Hoftraktes des Hafnerhauses. Hier arbeitete er an seiner Missa solemnis, die er selbst später einmal als sein größtes Werk bezeichnete. Während dieser Monate entstanden auch die elf Mödlinger Tänze, auch als Brühler oder Wiener Tänze bezeichnet, die erst 1907 veröffentlicht wurden. Ein weiteres Mödlinger Werk Beethovens sind die ebenfalls im Hafnerhaus begonnenen Diabelli-Variationen, benannt nach seinem Freund, dem Komponisten und Verleger Antonio Diabelli. Die Beziehungen Beethovens zu Mödling gestalteten sich so eng, dass für 1819/1820 das Interesse des Meisters an einem Hauskauf bekundet ist, allerdings zerschlugen sich diese Absichten. Anlässlich der zweihundertsten Wiederkehr seines Geburtstages wurde 1970 im ersten Stock des Hauses in den drei Räumen, die Beethoven bewohnte, eine Gedenkstätte eingerichtet.
Die schlichte Einrichtung mit zeitgenössischen Möbeln spiegelt die Atmosphäre jener Tage wieder, als der große Meister hier wohnte. 1996/1997 wurde durch Christiane Kunze und den Bühnenbildner Leo Tichat ein Raum als Wohn- und Arbeitszimmer Beethovens so adaptiert, als ob der Künstler eben auf wenige Minuten den Raum verlassen hätte. Verschiedene Bilder, Fotografien und Reproduktionen geben Auskunft über Beethoven und seine Zeit in Mödling, die Faksimiles dreier Briefe Beethovens sind ausgestellt. Ein markantes Ausstellungsstück ist ein bespielbarer Hammerflügel der Wiener Firma Carl Stein, hergestellt in den späten Dreißigerjahren des 19. Jh. Die Mödlinger Gedenkstätte diente französischen und japanischen Filmproduktionen als Drehort.
Besichtigungsmöglichkeiten:
Nach tel. Voranmeldung unter +43 (0) 2236 24159
Montag-Donnerstag 09 -13 Uhr
Samstag 10 - 14 Uhr, Sonntag / Feiertag 14 - 18 Uhr